Der gesunde Mensch atmet heute in der Ruhe ungefähr 16 mal pro Minute. Nach Ansicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) soll aber ein gesunder Mensch in der Ruhe nur neun mal pro Minute atmen. Wenn wir uns dies einmal bewusst machen, dann muss man feststellen, dass wir heute viel zu schnell, viel zu oberflächlich atmen. Meistens ist dann damit ausschließlich die sogenannte Brustatmung verbunden, also das Atmen ausschließlich in die Brust. Das hat dann wiederum zur Folge, dass man natürlich häufiger ein- und ausatmen muss. Man atmet also wesentlich schneller.

Betrachten wir nun einmal die Atmung ein wenig genauer. Wann sprechen wir von einer Brustatmung? Sind überwiegend die äußeren Zwischenrippenmuskel an der Atmung beteiligt, so ist dies die Brustatmung. Der andere Atemtyp ist die Bauchatmung. Von ihr spricht man, wenn das Zwerchfell an der Atmung beteiligt ist. Aber welche Atmung ist nun die „richtige“ – die Bauchatmung oder die Brustatmung?

Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir den gesamten Atemprozess im Blick nehmen. Dieser erstreckt sich über die oberen Atemwege, die unteren Atemwege und die Atemmuskulatur. Der Mund, die Nase und der Rachen gehören zu den oberen Atemwegen. Zu den unteren zählen wir die Luftröhre, die Bronchien und die Lunge. Das Zwerchfell und die äußeren Zwischenrippenmuskeln bilden die Atemmuskulatur.

Da alle drei Bereiche zur Atmung gehören, sollten auch alle bei einer „richtigen“, oder besser gesagt gesunden Atmung genutzt werden. Dabei ist es vielmehr wichtiger, den natürlichen Atemfluss zu finden, als ausschließlich die eine (Bauchatmung) oder die andere (Brustatmung) zu präferieren. Es sind also beide betroffen. Man spricht dann auch von der Vollatmung.

Wie sehr sich eine natürliche Atmung auf unseren Körper, unsere Seel und unseren geist auswirken, das wussten bereits im Altertum die Ägypter, die Chinesen oder die Inder (hier ist bei uns ist das natürliche Atmen durch das Yoga bekannt geworden). Mit einer gesunden Atmung wirkt man auf den Körper entspannend ein. Diese Entspannung verschafft nicht nur körperliches, sondern auch seelisches Wohlbefinden. Deshalb wird in den verschiedensten Entspannungsmethoden (Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung usw.) auf eine gesunde Atmung geachtet. Seit Mitte des20. Jahrhunderts wurde diese ganzheitliche Wirkung auf den Menschen auch in der westlichen zivilisierten Welt bewusster. Es entstanden so eine Vielzahl an Atemschulen. Alle hatte unterschiedliche Techniken und Vorgehensweisen, aber sie alle hatte ein Ziel: den natürlichen Atemfluss zu finden.

Wichtig dabei ist, sich das Atmen bewusst zu machen, ohne dabei die Atmung bewusst zu beeinflussen. Das ist gar nicht schwer! Das kann jede*r lernen. Etwas Übung und Achtsamkeit helfen dabei. Und das Trainieren in einer kleinen Gruppe kann dazu beflügeln, diese kleinen Ziele zu erreichen.

Schließlich ist das bewusste Atmen eine der einfachsten und besten Entspannungstechniken, die wir fast überall und in jeder Situation einsetzen können.

Leben – mit Entspannung